7.1 Überblick

Auf einen Blick:

32 Prozent der hessischen Pflegeschulen haben im Jahr 2022 Abschlussgespräche zu Anpassungslehrgängen durchgeführt, 18 Prozent haben Kenntnisprüfungen abgenommen. Bislang sind die ehemaligen Krankenpflegeschulen noch stärker engagiert als die ehemaligen Altenpflegeschulen. Im Jahr 2023 planen mehr Pflegeschulen als noch in 2022, sich im Rahmen von Anpassungsmaßnahmen zu engagieren.

Im Jahr 2020 wurden in Hessen insgesamt 125 hauptamtliche Lehrkräfte gesucht. 49 Prozent der Arbeitsplätze wurden mit gemäß § 2 PflegeschulenV qualifiziertem Lehrpersonal besetzt. Für die übrigen Stellen, die besetzt werden konnten, haben die Schulen anerkannte Lehrkräfte mit Bestandsschutz gewonnen. Ein Teil der offenen Stellen konnte allerdings nicht besetzt werden. 7 von 10 Schulen gaben Probleme bei der Stellenbesetzung an.

Betrachtet man die Qualifikationen der beschäftigten hauptamtlichen Lehrkräfte in den Pflegeschulen, so hatten 45 Prozent einen gemäß § 2 PflegeschulenV einschlägigen Studienabschluss. In den ehemaligen Krankenpflegeschulen war dieser Anteil höher als in den ehemaligen Altenpflegeschulen.

Aufgrund der Altersstruktur der derzeit beschäftigten Lehrkräfte ist von einem ausgeprägten altersbedingten Ersatzbedarf auszugehen. Nur 33 Prozent der derzeit in den Pflegeschulen tätigen Hauptamtlichen sind jünger als 41 Jahre. In den nächsten zehn Jahren, bis zum Jahr 2031 werden 26 Prozent der hauptamtlichen Lehrkräfte altersbedingt aus dem Beruf ausscheiden.

1. Zum Angebot an Anpassungsmaßnahmen für ausländische Pflegefachpersonen1

Mit steigenden Zuwanderungszahlen sind die Pflegeschulen damit konfrontiert, Anpassungsmaßnahmen für ausländische Pflegefachpersonen anzubieten. Zu unterscheiden ist zwischen der Abnahme von Kenntnisprüfungen bzw. dem Anbieten von Vorbereitungskursen für eine Kenntnisprüfung und der Gestaltung von Unterricht sowie Abschlussgesprächen im Rahmen von Anpassungslehrgängen.

Im Jahr 2022 haben 18 Prozent der hessischen Pflegeschulen Kenntnisprüfungen durchgeführt, 7 Prozent haben zudem Vorbereitungskurse für die Kenntnisprüfung angeboten. Stärker verbreitet war das Engagement im Rahmen von Anpassungslehrgängen: 32 Prozent der Pflegeschulen haben Abschlussgespräche zu Anpassungslehrgängen durchgeführt, 23 Prozent haben Unterricht im Rahmen von Anpassungslehrgängen angeboten.

Der Auslastungsgrad der Pflegeschulen für Anpassungsmaßnahmen war hoch. 45 Prozent der Pflegeschulen haben angegeben, dass ihre Kapazitäten für Kenntnisprüfungen und Vorbereitungskurse im Jahr 2022 voll ausgelastet waren. Im Bereich der Anpassungslehrgänge hatten sogar 79 Prozent der Schulen keine Kapazitäten mehr zur Verfügung.

Die ehemaligen Krankenpflegeschulen haben im Jahr 2022 in weit höherem Maße Anpassungsmaßnahmen angeboten als die ehemaligen Altenpflegeschulen. Im Jahr 2023 kann allerdings insgesamt von einem höheren Engagement der Pflegeschulen ausgegangen werden. 30 Prozent der ehemaligen Altenpflegeschulen planen, im Jahr 2023 Kenntnisprüfungen abzunehmen, 18 Prozent wollen zudem Vorbereitungskurse anbieten. Unterricht im Rahmen von Anpassungslehrgängen planen 11 Prozent der Schulen, 13 Prozent wollen sich an Abschlussgesprächen beteiligen. Von den ehemaligen Krankenpflegeschulen plant für 2023 ein höherer Anteil als noch in 2022, sich im Rahmen von Kenntnisprüfungen zu engagieren.

Mit der Anwerbung von Auszubildenden im Ausland sind viele Pflegeschulen bereits vertraut. Die Hälfte (51 Prozent) verfügt über Erfahrungen mit Schüler/innen, die im Ausland für die Ausbildung angeworben worden sind. In 42 Prozent der Schulen fanden sich zum Zeitpunkt der Erhebung im Ausland rekrutierte Schüler/innen. 39 Prozent bejahten die Frage, ob Schule oder Schulträger die Anwerbung von Auszubildenden im Ausland zukünftig planen.

2. Nachfrage nach hauptamtlichen Lehrkräften im Jahr 20202

Insgesamt wurden im Jahr 2020 von allen hessischen Pflegeschulen 125 hauptamtliche Lehrkräfte gesucht.3 65 Stellen waren in ehemaligen Altenpflegeschulen zu besetzen, 59 in ehemaligen Krankenpflegeschulen. Zwei Schulen haben keine Angabe zur Provenienz gemacht.

Im regionalen Vergleich ergaben sich Unterschiede hinsichtlich der Ausprägung der Nachfrage. Mehr als die Hälfte aller gesuchten Lehrkräfte (69) wurde im Regierungsbezirk Darmstadt nachgefragt. Im Regierungsbezirk Kassel waren 33, im Regierungsbezirk Gießen 23 Stellen zu besetzen.

Im Vergleich zum Jahr 2016 ist die Nachfrage nach hauptamtlichen Lehrkräften leicht angestiegen; damals waren 116 Stellen zu besetzen. Im Jahr 2020 lag die Nachfrage um acht Prozent höher. Der Anstieg geht sowohl auf ehemalige Alten- als auch auf ehemalige Krankenpflegeschulen zurück. Im regionalen Vergleich ist die Nachfrage insbesondere im Regierungsbezirk Kassel auffällig gestiegen. Im Regierungsbezirk Gießen lag sie in 2020 leicht unter dem Niveau von 2016.

3. Stellenbesetzungssituation in den Pflegeschulen

Da das Angebot an Lehrkräften, die zur Besetzung der offenen Stellen zur Verfügung standen, im Rahmen der Erhebung zur Lehrersituation im Jahr 2020 nicht quantifiziert werden konnte, wurde keine Zusammenführung von Nachfrage und Angebot durchgeführt. Der Teilarbeitsmarkt für hauptamtliche Lehrkräfte lässt sich allerdings über die Angaben näher beschreiben, die die Pflegeschulen zur Stellenbesetzungssituation in den Jahren 2012, 2014, 2016, 2018 und 2020 gemacht haben. Dazu zählen Informationen zur Qualifikation der Personen, mit denen die Stellen besetzt wurden, Angaben zum Anteil nicht besetzter Stellen und zu Stellenbesetzungsproblemen.

Knapp die Hälfte der Arbeitsplätze wurden im Jahr 2020 mit Lehrkräften mit einem nach § 2 PflegeschulenV einschlägigen Hochschulabschluss besetzt. 30 Prozent der eingestellten Lehrkräfte verfügten über einen Master-, 19 Prozent über einen Bachelor-Abschluss. 52 Prozent der eingestellten Lehrkräfte brachten eine andere anerkannte Qualifikation mit oder hatten Bestandsschutz (z.B. Weiterbildung zum/r Lehrer/in für Pflegeberufe oder grundständig ausgebildete Pflegefachkräfte mit Berufserfahrung und 400-Stunden pädagogischer Zusatzqualifizierung).

Stellenbesetzungsprobleme waren im Jahr 2020 in ehemaligen Alten- und ehemaligen Krankenpflegeschulen etwa gleich stark ausgeprägt, jeweils etwa sieben von zehn Schulen haben Stellenbesetzungsschwierigkeiten angegeben. Regional gab es allerdings durchaus Unterschiede: Im Regierungsbezirk Kassel haben 93 Prozent der befragten Schulen Stellenbesetzungsprobleme angegeben, im Regierungsbezirk Darmstadt waren es 70 Prozent, im Regierungsbezirk Gießen lediglich 46 Prozent. Zudem konnten in den ehemaligen Altenpflegeschulen mit 46 Prozent deutlich mehr Stellen nicht besetzt werden als in den ehemaligen Krankenpflegeschulen, wo dies 29 Prozent der Stellen betraf.

Nur wenige Stellen in den Pflegeschulen konnten im Jahr 2020 innerhalb von einem Monat besetzt werden (neun Prozent). In 30 Prozent der Fälle gelang die Besetzung allerdings innerhalb von einem bis drei Monaten. In 14 Prozent der Fälle dauerte die Stellenbesetzung länger als ein halbes Jahr.

Im Vergleich zum Jahr 2018 stellt sich die Stellenbesetzungssituation in den ehemaligen Altenpflegeschulen im Jahr 2022 schwieriger dar. Während im Jahr 2018 etwa 63 Prozent Stellenbesetzungsprobleme angaben, waren es im Jahr 2020 insgesamt 71 Prozent. Der Anteil nicht besetzter Arbeitsplätze hat ebenfalls zugenommen, von 21 Prozent im Jahr 2018 auf 43 Prozent im Jahr 2020. In den ehemaligen Krankenpflegeschulen hat sich das Ausmaß von Stellenbesetzungsproblemen zuletzt immerhin dahingehend verändert, dass in 2020 deutlich weniger Stellen unbesetzt blieben als noch zwei Jahre zuvor.

4. Beschäftigtenstruktur und altersbedingter Ersatzbedarf in den Pflegeschulen

Im Jahr 2020 waren in Hessen 776 hauptamtliche Lehrkräfte in Pflegeschulen beschäftigt.4 Darunter bildeten Lehrkräfte mit Bestandsschutz mit 48 Prozent die größte Gruppe. 28 Prozent der Beschäftigten hatten einen gemäß § 2 PflegeschulenV anerkannten Master-Abschluss, 17 Prozent einen anerkannten Bachelor-Abschluss. Sieben Prozent der tätigen Lehrkräfte verfügte (noch) nicht über eine anerkannte Qualifikation.

Der Anteil der einschlägig akademisch qualifizierten Lehrkräfte war in den ehemaligen Krankenpflegeschulen deutlich höher als in den ehemaligen Altenpflegeschulen. Um die Mindestanforderungen zum schulbezogenen Lehrer-Schüler-Verhältnis zu erfüllen, planen viele Pflegeschulen, ihren Lehrkräften ein berufsbegleitendes Master-Studium zu ermöglichen, oder tun dies bereits. Zudem intensiveren die Schulen den Kontakt zu Hochschulen und ermöglichen Studierenden Praktika. Den Bedarf über Rekrutierung am Markt zu decken, erscheint dagegen eher wenigen Schulen erfolgversprechend. Gleiches gilt für die Aufstockung von Stundenkontingenten der beschäftigten Lehrkräfte: Nur eine Pflegeschule gab an, die Mindestanforderungen darüber erfüllen zu wollen.

Durch Erreichen des gesetzlichen Renteneintrittsalters wird ein Teil der derzeit noch in den Pflegeschulen tätigen hauptamtlichen Lehrkräfte in den kommenden Jahren aus dem Erwerbsleben ausscheiden. Nur ein Drittel der Lehrkräfte ist jünger als 41 Jahre.

Geht man von einem Renteneintrittsalter von 65 Jahren aus, wird in den Pflegeschulen bis zum Jahr 2031 insgesamt 26 Prozent des Bestandes an Hauptamtlichen in Rente gehen. Bis 2036 werden sogar 44 Prozent der Beschäftigten ihre Lehrtätigkeit altersbedingt aufgeben. Am höchsten fällt der altersbedingte Ersatzbedarf im Regierungsbezirk Gießen aus.

Die ehemaligen Altenpflegeschulen sind in stärkerem Maße mit dem altersbedingten Ersatzbedarf konfrontiert als die ehemaligen Krankenpflegeschulen. Bis zum Jahr 2036 sind dort 47 Prozent des Beschäftigtenstandes zu ersetzen (Krankenpflegeschulen: 43 Prozent). In den ehemaligen Krankenpflegeschulen wurden in den vergangenen Jahren – dies belegt der Vergleich der Altersstrukturen 2021 und 2017 – viele jüngere Lehrkräfte eingestellt. Der Anteil der unter 41-Jährigen ist in den vier Jahren um 12 Prozentpunkte gestiegen. In den ehemaligen Altenpflegeschulen hat der Anteil der Lehrkräfte im Alter von unter 41 Jahren nur um 2 Prozentpunkte zugenommen.